Die Malerin und ihr Bild

 

Die Tina hat ein neues Bild gemalt
und hofft, dass bald dafür ein Kenner zahlt.
Sie hängt’s schnell auf in einer Galerie;
es zeugt nun dort von ihrer Fantasie.
Sie will gleich gehn und sieht sich’s noch mal an,
da stellt sich plötzlich neben sie ein Mann.
Er denkt ein wenig nach und fragt dann laut:
»Wie würd es Ihnen gehn, wenn man es klaut?«
Verwundert blickt sie jetzt zu ihm und spricht:
»Um Gottes Willen, sagen Sie das nicht!
Zwölf Wochen hab ich mich damit geplagt,
nach all den Mühn wär ich total verzagt!«
»Ja welch Banause denn«, fragt nun der Mann
und sieht ihr Werk sich noch mal an,
»würd so ein mieses, schlechtes Bild schon klaun?
Ich würde keinesfalls darauf vertraun,
dass jemand von der Polizei es sucht.«
Nun ist die Malerin geschockt und flucht.
Er wendet sich jetzt ab und läuft schnell weg
und zitternd steht sie da vor lauter Schreck.
Es scheint, als hätt die Tina heut kein Glück,
denn kurz darauf kommt dieser Kerl zurück.
Er grinst sie an und spricht zu ihr ganz keck:
»Es tut mir leid, das war doch nur ein Gag.«
Ihr fällt ein großer Stein von ihrem Herz’,
das Ganze war wohl nur ein dummer Scherz.
»Ich wollt Sie nicht schockiern«, sagt er ihr nun.
»Die Polizei würd alles für Sie tun.
So machen Sie sich keine Sorgen, ja?
Für so was wär die Polizei doch da!«


(c) Arne Arotnow