Die Frau im Meer

 

Ich glaube, dass ich einsam bin.
Niemals lügt, wer dieses spürt.
Allein im Traum flieg ich dahin,
der in Seelenqual mich rührt.

 

Ich wollt, es gäbe einen Weg,
der mir das Glück verheißt,
und gleich dem langen, dunklen Steg
schon bald ins Meer mich reißt.

 

Ich weiß, sie weilt schon ewig lang
dort – am Horizont so fern.
Und singt mit süßem, goldnem Klang.
Weiter noch – als wär’s ein Stern.

 

Ich schwebe auf sie zu in Gier,
doch schwimmt sie stets hinfort
und fragt mich: »Was nur will er mir?
Der flehend nur verdorrt.«

 

Ach, wenn ich sie nur fassen könnt,
jemals nur berühren dürft.
Doch nichts davon mir sei vergönnt.
Mir, der nur aus Träumen schlürft.

 

Sie weilt gleich einer Meeresfrau,
die schwimmt in Fluten fern.
Ob ich zu rufen ihr mich trau?
Was könnt mir Mut beschern?

 

Doch eins sind sie und Firmament.
’s gibt von Heldenhand kein Werk,
das beide mir zur Freude trennt.
Wär’s doch nur ein stolzer Berg!

 

Ach, lachte sie nur einmal mir
und gäb ein einzig Haar.
Ich müsst nicht leiden wie ein Tier
und hätt was immerdar.

 

Ihr’ Anmut mich erzittern lässt,
weil sie reinen Herzens ist.
Ihr Bild – ich halt’s für immer fest.
Dies muss reichen mir als Christ.

 

Ich wünscht, ich könnt ihr Woge sein
und gleich der sanften Flut.
Ich wollt, ich wär des Mondes Schein,
der schimmernd auf ihr ruht.

 

Ich würd nicht etwas nehmen ihr,
geben nur und ohne Kauf.
Sie möge sein ein Buch zu mir
und es hörte niemals auf.

 

Ihr Liebreiz sie mir fort nur treibt,
sodass mir Mut verrinnt.
Für immer sie in Meeren bleibt,
die meine Tränen sind.


(c) Arne Arotnow